Unser Adventskalender 2020 für Sie
Eine kurze Geschichte, ein inspirierender Gedanke oder ein persönliches Zeugnis: Hinter jedem Türchen steckt eine kleine Überraschung für Sie, gefüllt von Segen und Dankbarkeit. Lassen Sie sich hineinnehmen in die ermutigenden Zeugnisse der Autoren, die uns daran teilhaben lassen, was sie Segensreiches gemeinsam mit der Deutschen Evangelischen Allianz erlebt haben.
Hinter den Türchen werden Sie keine niedlichen Schoko-Weihnachtsmänner oder bunt blinkende Rentiere finden – versprochen! Aber Sie werden kurze mutmachende Erlebnisse aus der Geschichte der Evangelischen Allianz lesen. Persönliche Zeugnisse der Treue und Fürsorge unseres Himmlischen Vaters. Begleiten Sie uns, Schätze im Reich Gottes zu entdecken. Segensspuren im Leben von Menschen, die zu einem dankbaren Innehalten bei dem Kind in der Krippe einladen wollen. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben (Jesaja 9,5)!
Dankbar sein
Gemeinsam wollen wir mit dankbarem Herzen auf das schauen, was Gott alles durch die Deutsche Evangelische Allianz und insbesondere das Evangelische Allianzhaus ermöglicht hat. Denn diese Zeugnisse machen Mut, sich der Treue unseres Himmlischen Vaters wieder neu anzuvertrauen.
Tag 1
AdventWir sind Corona gebeutelt. Und nun kommt auch noch der Winter. Die Tage sind kurz. Es dunkelt früh. Es wird nass und kalt, uns fröstelt. Die Jahreszeit ist feucht und unwirtlich. Wir sehnen uns nach Licht, nach Wärme, nach Geborgenheit.
Darum erinnern wir uns daran: Heute beginnt der Advent. Er verzaubert die Welt. Wir zünden Kerzen an, macht Feuer im Kamin. Wir trinken Tee, essen Früchte. Verbringen Zeit miteinander, wenn auch im kleineren Kreis oder digitale Kanäle. Einfach so. Ohne Zweck, ohne Absicht, fragen nicht, was es nützt und wem es nützt. Adventszeit, heilsame Unterbrechung.
Wir kommen jedem Tag dem größten aller Geheimnisse näher: Gott kommt in die Welt. ER will uns von Mensch zu Mensch begegnen. Ein für allemal. Und immer wieder aufs Neue. Er stellt alles auf Anfang. Ich möchte mich Tag für Tag darauf einlassen.
Uwe Heimowski, Politikbeauftragter der EAD
Tag 2
Fürbitte
Auf dem Foto seht ihr Engel (zu Deutsch: Boten) Gottes. Die Personen auf dem Bild haben keine Flügel und, ehrlich gesagt, ihre Namen habe ich nicht mehr im Kopf. Doch mit dieser siebenköpfigen Gruppe verbinde ich ein unvergessliches Erlebnis. Es ist der 28. Februar 2017 in Bad Blankenburg. Die weltweite evangelische Allianz trifft sich zu ihrer jährlichen Tagung und für dieses Jahr Deutschland als Ort des Treffens ausgewählt. Als Arbeitskreis Gebet waren wir angefragt, ob wir diese Tagung im Gebet begleiten könnten. Das war schwierig, denn die Terminkalender vieler waren voll. Kein oder kaum Raum für Gebet. Ich hatte noch die Möglichkeit mit Kersten Rieder für einen Tag nach Bad Blankenburg zu kommen und brachte vom Frankfurter Flughafen einige Teilnehmer aus Südkorea und Singapur zur WEA-Tagung mit. Plötzlich stand diese Gruppe an Beterinnen und Beter vor uns. Der Herr hatte ihn gezeigt, kommt nach Bad Blankenburg zum Gebet. Und so machten sie sich auf und kamen. Doch nicht aus Arnstadt oder Augsburg sondern aus Arizona (USA). Einfach so, weil der Herr Jesus es ihnen aufs Herz gelegt hatte. Und wenn wir beten setzt Gott seine Engel in Bewegung ähnlich wie es Martin Luther schon sage: Fürbitten heißt: jemanden einen Engel senden.
Detlef Garbers, Arbeitskreis Gebet
Tag 3
Wenn Unmögliches möglich wird …
Bei dem Jugendprogramm „der etwas anderen Allianzkonferenz“
wurde nicht nur einmal Unmögliches möglich!
Wir erlebten den ganzen Prozess als einziges riesiges Wunder.
Denn im Chaos der Unsicherheit durch die Pandemie, gab uns Gott nicht
nur einzigartige Ideen für die Allianzkonferenz, sondern auch Wege der Umsetzung.
Einfach? Nein, dass war es nicht …wir wollten nur etwas ganz Besonderes für die Jugend!
Erste Wunder passierten am ersten Drehtag.
Zusammen mit einem professionellen Technikteam,
wollten wir für die Allianzjugend der Allianzkonferenz
die „Allianz Late-Night-Show“ organisieren,
die erste christliche online Late-Night-Show in Deutschland.
Ziel war es mit verschiedensten Jugendlichen digital und
bei YouTube als Livestream über ihren Glauben zu reden.
Für die richtige Qualität brauchte es sehr gute Filmkameras.
Doch es gab einige schwierige Umstände! Von München nach Bad Blankenburg,
kamen die Kameras dann eine Stunde vor der Live-Schaltung bei uns an!
Noch später und es wäre nicht möglich gewesen das Programm zu zeigen.
Also jede Vorbereitung über Monate, wäre für den ersten Auftakt sinnlos gewesen.
Was für ein Wunder!
Aber es gab keine Zeit mehr den Ablauf als Team zu besprechen.
Also hat jeder seine Aufgabe so gut es geht ohne Absprachen getan.
Wer schon mal die Erfahrungen hatte eine Veranstaltung zu leiten,
weiß, wie wichtig gemeinsame Informationen sind.
Bei keinen Absprachen ist ein Konflikt im Ablauf vorprogrammiert.
Doch… bis auf den Start, lief es echt gut.
Was für ein Wunder!
An den kommenden Tagen wurde es immer besser.
Unser starkes Team hat technisch und inhaltlich
die Allianz Late-Night-Show zu einem einmaligen
Erlebnis gemacht!
Ein anderes Wunder war ganz anders:
Es gab viele digitale Angebote bei dieser Allianzkonferenz,
wie ein digitales Nachtcafé oder ein Livekonzert der Outbreakband.
Wir haben auch eine Online-Tanzparty, die „Isolation-Dance-Party“ organisiert,
um von Zuhause miteinander zu tanzen.
Mit einer jungen Mitarbeiterin organisierten wir voller Freude zu zweit diesen Abend.
Viele neue Formate brauchen jedoch etwas Zeit, damit Menschen daran teilnehmen.
So war das auch bei uns. Denn…
es gab keine Teilnehmenden.
Sehr sachlich habe ich das wahrgenommen. Aber ich hatte die Befürchtung,
dass die junge Mitarbeiterin dadurch unglaublich enttäuscht wird.
Aber: wir tanzten dann für uns allein zu einigen unserer Lieblingslieder.
Nach 30 Minuten tanzen sagte sie, dass es für sie der beste Abend
„der etwas anderen Allianzkonferenz“ war.
Wow! Was für ein Wunder!
Christopher Dehn, Jugendprojektleiter der Allianzjugend
Tag 4
Freut Euch!
Herzlichen Glückwunsch! Gratulation! Freut Euch! Denn uns steht eine einmalige und wunderbare Advents- und Weihnachtszeit bevor. Und das hat mindestens zwei Gründe.
Alles wird reduziert
Es wird vieles nicht stattfinden, was uns früher gestresst hat. Während nämlich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Klagerufe über eine hektische Weihnachtszeit immer lauter wurden, haben wir dieses Jahr großartige Chancen, das ganze anders zu erleben und zu gestalten. Was habe ich in den letzten Jahren alles gehört: „Es ist zu hektisch, zu viele Adventsfeiern. Das ist Stress pur. Und dann der ganze Konsumterror. Und die ganzen Glühweinstände: Weihnachtsmärkte als Inbegriff von angesäuselter Feierlaune.“ Die Klageliste ist lang. Allen, die diesen Klagegesang alle Jahre wieder angestimmt haben verkündige ich große Freude, denn das meiste wird dieses Jahr abgesagt! Eine Chance, sich auf weniges zu besinnen. Warum den „weniger ist mehr“ – Ansatz ungenutzt vergehen lassen?
Gott ist da, wo es wehtut
Weihnachten ist das Fest für die, die sich vom Leben bestraft fühlen. Es ist die Botschaft: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, denn euch ist heute der Retter geboren“. Und das in Bethlehem, Israel, unter einer fremden Krone, der des Kaiser Augustus. Und die Hirten, diese stimmenlosen nobodys, sie hören es als erste. Jesus wurde wirklich Mensch. Er wurde einer von uns. Nicht digital, sondern analog. Nicht als Informationsblatt, sondern ganz, wahrhaftig und greifbar.
Viele werden diese Wochen und Tage mit Ängsten verbringen. Das Kronenvirus scheint die Welt zu beherrschen. Und es zieht Existenzen mit sich: Kunst, Restaurants, Handel u.v.m. Und ich denke an Menschen in vielen Ländern der Erden, die kein Kurzarbeitergeld und keine sozialen Sicherungssysteme kennen, die Tagelöhner, die sofort vor dem Nichts stehen. Die das wohlstandssatte „Weniger ist mehr“ nicht kennen und stattdessen beklagen müssen: „Weniger ist leer“. Ihnen gilt die Weihnachtbotschaft ganz besonders.
Wir fragen zu Recht: Gott, wo bist Du? Die Antwort kommt in Jesus. Weihnachten erinnert uns an sein Kommen damals. Aber so ist er ja heute durch seinen Heiligen Geist und durch seine Gemeinde präsent! Genau da, wo es wehtut. Genau da, wo es Ihnen, wo es Dir wehtut. Genau da, wo diese Welt blutet.
Das ist unser Glaube. Daran erinnere ich. Und deswegen sage ich: Herzlichen Glückwunsch! Gratulation! Freut Euch! Stimmen wir nicht ein in den millionenfach zu hörenden Klagegesang darüber, was in diesem Jahr alles nicht geht! Machen wir was draus. Seien wir Leute, die erzählen, was geht und was ist. Gestalten wir diese Zeit als eine wirklich besondere Advents- und Weihnachtszeit und teilen die Freude mit allen Menschen!
Ansgar Hörsting, Präses Bund Freier evangelischer Gemeinden Deutschland
Tag 5
Und Gott ist mittendrin!
Ich sitze im Büro von Uwe Heimowski. Wir reden über Gott und die Welt. Besonders über Gott in der Welt. In Berlin werden viele wegweisende Entscheidungen getroffen haben, die eine große Auswirkung auf die Menschen unseres Landes hat. Manche lassen lieber die Finger davon, um sich die Hände nicht schmutzig zu machen. Die Evangelische Allianz nicht. Sie ist mit ihrem Beauftragten mittendrin. Und sie unterstützt die vielen Bundestagsabgeordneten, die auch mittendrin sind, mit welcher Motivation auch immer. Wie hat mal jemand gesagt? „Gott wäscht seinen Jüngern nicht den Kopf, sondern die Füße.“ Es ist eben so, dass die Füße auch mal dreckig werden, wenn man mittendrin ist. Aber es ist besser so, als sich aus lauter Angst zu verbarrikadieren, und dem Schicksal der Welt wie einer Art Reality-TV beizuwohnen: Anschauen, aber nicht mitmachen und sich schon gar nicht die Füße schmutzig machen.
Und da bin ich bei Weihnachten: Gott kommt rein. Mittenrein in diese Welt. Er hat sich auch schmutzig gemacht. Die Windeln sind ein Symbol dafür. Gott hätte dem Schicksal der Welt bequem aus seinem himmlischen Lehnsessel zuschauen können. So, wie wir am Fernseher aus der wohligen Stube dem Schicksal anderer Menschen zuschauen. Aber er hat es nicht getan. Ihn hat es nicht gehalten. Er konnte nicht zuschauen, wie die Welt vor die Wand fährt. Und deshalb ist er gekommen. Mittenrein. In seinem Sohn Jesus Christus. Gott sei Dank!
Klaus Göttler, EC-Generalsekretär, Kassel
Tag 6
Aufrecht in windschiefer Zeit
Mein Erleben im Arbeitskreis Politik der EAD
In meiner Kindheit in Südafrika war der Winterurlaub immer etwas Besonderes. Wir fuhren für drei Wochen an die Küste des Indischen Ozeans, der mit seinem warmen Wasser für ein angenehmes Klima sorgte. Faszinierend waren die nachmittäglichen Spaziergänge im stürmischen Wind. Wir beobachteten, wie sich die Natur eingerichtet hatte: Bäume und Sträucher passten sich dem Druck an und wuchsen in eine bestimmte Richtung – schief. Dieses Bild aus meiner Kindheit kommt mir, wenn ich an das Engagement der EAD im geistig-geistlichen Klimawandel der BRD denke.
Ein harscher Wind
Die Evangelische Allianz war in den letzten Jahren dem einen oder anderen harschen Wind ausgesetzt. Man muss auch zugeben: Der Wind ist um einiges schärfer geworden. Bei manchen ethischen Positionen entfaltet sich ein regelrechter Orkan der Entrüstung. Bei solchem Gegenwind fällt es nicht leicht, aufrecht stehen zu bleiben. Die einen wachsen schief mit der Windrichtung, um sich nicht allzu sehr anstrengen zu müssen – und andere wachsen bewusst dagegen – also auch schief.
Evangeliums-Koordinaten
Es gibt ein Gefühl der Sicherheit, in Reih und Glied mit den anderen schiefen Bäumen zu stehen, etwas krumm zwar, aber akzeptiert und geliebt. Und wer weiß: Vielleicht sind ja auch alle anderen gerade und nur ich bin windschief? Ein Christenleben in solcher Harmonie wäre sicherlich einfacher. Doch ist das unsere Berufung als Christen? Sind wir nicht dazu gerufen und berufen, uns an den Koordinaten des Evangeliums auszurichten, nicht indem wir uns in der Welt einrichten, sondern indem wir uns an der frohen Botschaft Jesu ausrichten? Dieses Ringen um den richtigen Kurs spürt man in der Evangelischen Allianz – auch wenn nicht alle mit dem Ergebnis zufrieden sein mögen.
Nüchternheit und Gefährten
Um aufrecht in einer windschiefen Zeit stehen zu können, braucht es eine gute Portion Gelassenheit, Nüchternheit, Vertrauen und einen langen Atem. Diese Zutaten für ein aufrechtes Handeln spüre ich im Arbeitskreis Politik der Evangelischen Allianz. Wir wissen, dass unser Engagement nicht unser Hände Werk ist. Eines ist aber gewiss: Gott wird unsere Hingabe nicht unbeantwortet lassen! Diese Verbundenheit und hoffnungsvolle Nüchternheit ermöglicht eine Gefährtenschaft und Nachfolge, die sich nicht beeindrucken lässt, sich nicht ängstigen lässt, sich nicht vom eigentlichen Auftrag ablenken lässt. Hier erlebe ich Gottes Wirken in der Evangelischen Allianz.
Auch wenn uns in dieser Adventszeit der kalte Wind um die Ohren pfeift, dürfen wir gewiss sein: Jeder Wind – und erst recht der Gegenwind – ist ein Aufruf, uns noch tiefer in Christus zu verwurzeln, der zeitlebens mit Gegenwind zu tun hatte. Solange das geschieht, steht die EAD auf festen Grund.
Konstantin Mascher, Prior der Offensive Junger Christen – OJC
Bild: © CC BY-NC-SA 2.0 jetzt_ist_immer, www.flickr.com
Tag 7
Wenn du wüsstest, was auf dich zukommt
Neulich habe ich zurückgedacht an den Anfang des Jahres 2020. An die Ziele und Vorstellungen, die ich mir im Januar für dieses Jahr ausgemalt habe. Heute scheint mir das alles wie aus einer weit vergangenen Zeit zu stammen. Die Corona-Pandemie mit ihren Begleiterscheinungen und Einschränkungen hat das, was früher „normal“ war, in Verunsicherung getaucht. Und damit diesem Jahr eine Richtung gegeben, von der ich im Januar noch nichts ahnen konnte. Hätte damals jemand beschrieben, wie ich dieses Jahr erleben würde – ich hätte ihm nicht geglaubt.
Wie gut, dass ich vieles nicht weiß, bevor es passiert! Es ist ein Zeichen von Gottes Fürsorge, mich nicht auf einen Schlag mit all dem zu konfrontieren, was auf mich zukommen wird. Jeden einzelnen Tag für sich annehmen und leben – das ist für mich als begrenzter Mensch Aufgabe und Weg genug.
Aber Gott gibt denen, die ihm vertrauen, noch ein Versprechen mit auf ihren Weg in die Zukunft. Paulus, der glaubens- und lebenserfahrene Apostel, bringt es im Neuen Testament so auf den Punkt (1. Korinther 1,8): Gott wird euch die Kraft geben, im Glauben festzubleiben, bis das Ziel erreicht ist.
Ich weiß nicht, was auf mich zukommen wird. Aber ich weiß, dass Gott mir Kraft schenken wird, ihm weiter zu vertrauen, so gut ich kann und so lange ich lebe.
Manchmal ist das alles an Gewissheit, was Gott mir gibt. Und ich merke: Es ist alles an Gewissheit, was ich wahrhaft brauche.
Jörg Dechert, Vorstandsvorsitzender ERF Medien
Tag 8
Advent = Ankunft, Vorfreude.
Woher nehmen wir Freude in einer Zeit wo vieles so anders läuft und noch ungewisser ist als sonst?
Oft ist es überwältigend wie viel Not es gibt und wo man überall unterstützen kann und sollte. Wir können nicht die ganze Welt retten. Das ist auch gar nicht unser Auftrag, Gott selbst ist gekommen um die Welt zu retten. Das feiern wir in der Advents- und Weihnachtszeit.
Wir dürfen Hoffnungsträger sein, Hoffnung weitergeben da wo Gott es uns ans Herz legt.
Vor etlichen Jahren habe ich als Vertreterin des Arbeitskreises Perspektivforum Behinderung beim Europäischen Netzwerk Behinderung Kontakte nach Albanien bekommen und dort in einer Einrichtung mit Menschen mit Behinderung eine Töpferfreizeit durchgeführt. Als ich vor einem halben Jahr mitbekam, dass einer der jungen Männer nun dringend eine Nieren OP braucht, hat mich das nicht mehr losgelassen. In unserem Land bekommen wir alle nötigen Operationen und brauchen uns keine Sorgen zu machen wie wir das bezahlen oder ob es ein Krankenhaus mit dem nötigen Equipment und Know-how gibt.
Wir konnten ihm weiterhelfen, in dem er mit Spenden finanziert in einem Krankenhaus operiert wurde. Eine Investition in die Zukunft eines Menschen, der schon seine Hoffnung aufgegeben hatte.
Gemessen an der Not, die weltweit vorhanden ist, ein Tropfen auf den heißen Stein. Für diesen einen Menschen, seine Familie, Freunde und Umgebung eine große Last die sie loswerden konnten und neue Hoffnung schöpfen.
Mutig zu geben und erleben, wie es von so vielen Seiten zurückkommt und am Ende alle reich beschenkt sind. Das konnten wir, mein Mann und ich, erleben als wir uns von Gott dahin geführt sahen, ihm das Geld für die OP zu überweisen und kurz danach von verschiedensten Seiten kleinere und größere Beträge für ihn bekamen und alle Kosten schon bald gedeckt waren.
Epheser 2,10 „Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“
Dass Gott eine Lösung zur Rettung der Welt gefunden hat, darüber freuen wir uns in der Adventzeit und das feiern wir an Weihnachten. Das ist und bleibt der tiefe Grund zur Freude die über alle äußeren Umstände hinausgeht.
An uns ist es, Jesus in unserem Herzen regieren zu lassen und das auszuführen was er uns aufs Herz legt. Je mehr Menschen das in ihrem Leben umsetzten, desto mehr wird schon jetzt und heute Gottes Wirken in dieser Welt sichtbar.
In diesem Sinne wünsche ich ihnen allen eine frohe Advents- und Weihnachtszeit.
Martina Köninger, AK PerspektivForum Behinderung
Tag 9
Gottvoll
Es war Samstag. Der letzte Tag auf SPRING. Zwei Abschlussgottesdienste standen auf dem Programm. Ich hatte in der Predigt über die menschliche Begrenztheit gesprochen – im Vergleich zu Gottes grenzenloser Macht; über Bedürftigkeit – im Vergleich zu Jesu Versorgung. Am Ende des zweiten Gottesdienstes, während einer offenen Zeit des Fürbitte und Segnens für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ging ich durch den Hauptgang der Halle zum Ausgang, um die Teilnehmer wie üblich mit einem Händedruck zu verabschieden (undenkbar in Zeiten von Corona).
In der Mitte der Halle traten plötzlich drei Teilnehmer der Gruppe der „Menschen mit Behinderungen“ aus den Stuhlreihen und sagten mir, dass sie mich gerne segnen würden. Sie legten mir alle die Hände auf die Schulter und sprachen mir nacheinander mit einfachen, tiefgehenden Worten Gottes Segen zu. Jedes Wort erreichte das Zentrum meines Herzens und bewirkte einen Kraftschub, wie er wuchtiger nicht hätte sein können. Es war spürbar Gott selbst, der diese guten Worte „verursacht“ hatte.
Tränenüberströmt ging ich danach weiter zum Ausgang. Tief erfüllt und gestärkt.
Das war einer der berührendsten SPRING-Momente für mich. Gottvoll … wie Jahr für Jahr so vieles Andere bei SPRING.
Armin Jans, Vorsitzender SPRING
Tag 10
Eine Zugfahrt in den Advent
Wir sitzen in der Bahn nach Frankfurt und wollen – 2019 – gemeinsam den Weihnachtsmarkt am Main besuchen. Wir, das sind neben meiner Frau und mir, „unsere“ eritreische Familie: Der Familienvater konnte nach fast vier Jahren der Trennung im letzten Jahr seine Frau und die Kinder durch Familiennachzug nachholen. Nun feiern sie das zweite gemeinsame Weihnachten in Deutschland. Ein Besuch auf einem der bekanntesten, aber auch wuseligsten Weihnachtsmärkte – und schon die Bahnfahrt dorthin – sind aufregend, für alle ein Abenteuer.
Der Zug ist gut gefüllt; erst nach ein bis zwei Stationen finden alle von unserer Gruppe einen Sitzplatz in Sicht- und Hörweite.
Seit dem Einstieg beobachten wir einen Trupp junger Erwachsener aus Eritrea. Sie sind mit ihren Instrumenten von einem Musikfestival kommend schon länger unterwegs. Unsere Freunde übersetzen die angeregte Stimmung der Chormitglieder für uns. Diese experimentieren immer wieder mit instrumentalen und stimmlichen Musikpassagen, unterhalten sich angemessen gedämpft, zum Teil stehend, andere auf Klappsitzen Akkorde spielend.
Im Verlauf mehrerer Haltestellen-Stopps hat sich auf halbem Wege nach Frankfurt ein spontanes Chorkonzert entwickelt, in dem – wie meine Frau und ich erfahren – gesanglich die biblische Weihnachtsgeschichte nacherzählt wird. Die mitreisenden Fahrgäste geben sich ganz entspannt, manchen lassen sich von der Musik tragen, andere unterhalten sich leise, einige sitzen mit Ohrstöpseln abgeschirmt in ihrer eigenen Musik-Welt.
Unvermittelt springt ein junger Mann von seinem Sitzplatz auf, schreit wutschnaubend sein „Aufhören!“, in dem er untermalt, dass wir schließlich in Deutschland seien und es hier Ordnungen gäbe, an die man sich zu halten habe. Er setzt sich wieder und rückt seine Ohrhörer zurecht. Seine Sitznachbarin – auch „gestöpselt“ – wirft ihm einen strafenden Blick zu, raunt etwas in seine Richtung. Die Eritreer haben diesen Wutausbruch gar nicht mitbekommen, oder zumindest nicht auf sich bezogen. Sie spielen unvermindert weiter.
Gefühlte zwei Minuten verstreichen; erneut springt der junge Mann auf, brüllt aus Leibeskräften „Aufhören!“ Sie sollen endlich ihre Störungen unterlassen. Seine Botschaft kommt an. Abrupt bricht der Chor die Musik ab. Der Chorleiter reagiert mit einer deutlichen deutschen Entschuldigung und deeskaliert sofort die Situation. Ein Moment betretenes Schweigen durchweht die Wagen. Der junge Mann sitzt wieder, will in seine Musik zurück.
Jemand greift die Peinlichkeit auf und kontert, dass sich hier die Allerwenigsten gestört gefühlt haben. Die Musik und Interaktion sei sehr verbindend gewesen, eine angemessene, wohltuende Atmosphäre entstanden …
Die ersten Drumherum-Sitzenden klatschen Beifall, die Mehrheit fällt ein und transportiert mit ihrem Applaus ein dickes „Dankeschön!“ Wir empfinden einen ganz besonderen gemeinschaftlichen Moment.
Beim Ausstieg in Frankfurt raunt der ein oder andere Reisende den eritreischen jungen Leuten sein „Danke!“ zu.
Herbert Putz, AMIN Referent der EAD
Tag 11
Kann ich helfen?
Am Ende eines vollen Tages, nach diversen zoom Konferenzen und Telefongesprächen kam ich müde nach Hause… ein unbekannter Mann ging gerade in unseren Hinterhof, ein anderer Nachbar wollte ihn wegschicken (in letzter Zeit wurde einfach zu viel geklaut aus unserem Hof). Ich gab mir einen Ruck, nahm mir die Zeit und fragte ihn, ob ich ihm helfen könne. Der Unbekannte erzählte, dass er sich einfach die Hände waschen wolle. Er sei obdachlos und im Moment haben die üblichen Stellen geschlossen. Wir kamen ins Gespräch. Er berichtete mir, dass er auf einem Dachboden schläft. Meistens kommt er ungesehen ins Haus. Er hat eine Verbündete: eine alte Dame, die zu ihm sagte: Ralf, wenn du da bist, dann habe ich keine Angst mehr. Dann fühle ich mich sicher… Aber manchmal kommt auch die Polizei und schickt ihn weg. Dann muss er draußen übernachten.
Ich erzähle ihm, dass ich für ihn bete und ihm wünsche, dass er wieder ein neues Zuhause findet. Und er verabschiedet sich nach dem Händewaschen mit einem Dankeschön: Ich glaube eigentlich nicht an Gott, aber die Kirchen sind oft die Einzigen, die so einem wie mir noch helfen.
Das stimmt zwar nicht ganz – aber gefreut es mich doch!
(Und am meisten coolsten finde ich die Initiativen, wo sich verschiedene Kirchen zusammengetan haben, um z.B. eine Ausgabestelle von der Tafel zu betreuen, wie in Berlin – Schöneweide: Allianz ganz praktisch.)
Andrea Meyerhoff, Gemeinsam für Berlin
Tag 12
Jesus kommt
Da sitze ich nun, am 243. Tag meiner persönlichen Covid-19 Geschichte, um einen Text für diesen Adventskalender zu schreiben.
Bis zum 31. März 2020 habe auch ich zu den Menschen gehört, die glaubten, Covid-19 sei mit einer Grippeerkrankung vergleichbar und war deshalb mehr als verwundert über den „Aufstand“, den alle Welt um dieses Virus gemacht. Aber zwei Wochen Fieber von 39,5° – 40,1° und viele viele Wochen schwerer Erkrankung haben diesen Glauben gründlich „verkocht“. Auch heute bin ich immer noch nicht wieder so gesund, wie vor dieser Erkrankung …
Dieses Virus und der weltweite (bisher vergebliche) Versuch, es endlich unter Kontrolle zu bekommen, haben unser Leben mehr verändert, als wir uns bisher vorstellen konnten. Auch die Art und Weise, wie Menschen unter diesen Krisenbedingungen mit einander umgehen. ist aggressiver, feindlicher und beziehungszerstörender geworden. Ich habe den Eindruck, wir sind weiter denn je von dem Gedanken eines versöhnten und friedlichen Zusammenlebens von Menschen entfernt, als zuvor. Und daran haben leider auch Christen einen nicht unerheblichen Anteil – oder?
Worauf warten wir in dieser Adventszeit? Dass endlich ein wirksamer und nebenwirkungsarmer Impfstoff zur Verfügung steht und damit der ganze Corona-Spuk verschwindet, damit wir zu unserem alten Leben zurückkehren können?
Bei all den Gedanken über das, was war und was kommen wird, kommt mir der Dezember Psalm von Hanns Dieter Hüsch in den Sinn:
Mit fester Freude,
lauf ich durch die Gegend.
Mal durch die Stadt,
mal meinen Fluss entlang.
Jesus kommt.
Der Freund der Kinder und der Tiere.
Ich gehe völlig anders.
Ich grüße freundlich,
möchte alle Welt berühren.
Mach dich fein.
Jesus kommt.
Schmück dein Gesicht.
Schmücke dein Haus und deinen Garten.
Mein Herz schlägt ungemein,
macht Sprünge.
Mein Auge lacht und färbt sich voll mit Glück.
Jesus kommt.
Alles wird gut!
(Aus: Hüsch – Chagall, das kleine Weihnachtsbuch, 2003/8 Copyright: tvd-Verlag Düsseldorf, 1997. S. 6.)
Advent heißt schlicht und einfach: Jesus kommt. Alles wird gut. Warten auf Godot, warten auf ein Heilmittel und warten auf eine Impfung haben eine gewisse Ähnlichkeit. Wir warten auf Menschen (Godot) und auf menschliche Möglichkeiten (Heilmittel und Impfung).
Warten auf Jesus heißt für mich: warten auf den einen Menschen, der Gottes Frieden und Versöhnung in eine friedlose, unversöhnte und virusverseuchte Welt gebracht hat. Und deshalb will ich auch diese Adventszeit schlicht und einfach und mit Maske, aber mit fester Freude, durch die Gegend laufen, weil Jesus kommt und alles gut wird.
Eberhard Jung, Leiter des Arbeitskreises Frieden und Versöhnung der EAD
Tag 13
Friede auf Erden – auch im Irak?
Der Irak gilt als Wiege der Zivilisation. Bereits auf den ersten Seiten wird in der Bibel über die Gründung der Stadt Ninive, dem heutigen Mossul, durch Nimrod berichtet. Vor über 5000 Jahren war hier die mesopotamische Hochkultur zuhause, in die auch Abraham geboren wurde.
Jahrzehntelange Kriege und nicht zuletzt der Terror des IS haben eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und des gegenseitigen Misstrauens zwischen den vielen verschiedenen Gruppen im Irak hinterlassen. Eine friedliche Zukunft kann aber nur gemeinsam gelingen.
„Wir haben alle das gleiche Blut und die gleichen Tränen“, erklärt mir im Nordirak der Erzbischof der chaldäischen Kirche von Mossul, Michael Najeeb. Ein kluger und warmherziger geistlicher Mann. Als Christ ist er davon überzeugt, dass die Menschenfreundlichkeit Gottes für alle gilt und deshalb ist er bereit, mit allen Menschen guten Willens für den Frieden und eine Zukunft im Irak zusammenzuarbeiten. Seine Kirche in Mossul, der Hauptstadt der Ninive-Ebene, ist zerstört. Weil die Lage dort vor allem nachts noch sehr unsicher ist, residiert er in Erbil, 85 km von Mossul entfernt, und pendelt etwa wöchentlich, um nach den wenigen zurückgekehrten Familien seiner Kirche zu sehen.
Diese Begegnung machte mir die Zerrissenheit des Irak und die Zerrissenheit der christlichen Minderheit besonders deutlich. Auf der einen Seite hören wir von der Not vieler zerstörter Kirchen und Dörfer und vertriebener Menschen. Nur wenige kehren zurück, da es keine Perspektive zum Leben gibt: „Hilfsgelder sind da, Häuser werden wieder aufgebaut. Aber wir brauchen Infrastruktur und Arbeitsmöglichkeiten, um leben zu können. Uns fehlen ausgebildete Leiter, die eine hoffnungsvolle Entwicklung in der Gesellschaft in Gang bringen können.“ Trotzdem blickt er mit Hoffnung auf die Zukunft der Christen im Irak: „Die Wurzeln des Christentums hier sind immer noch lebendig und werden nicht sterben. Sogar junge Menschen haben einen starken Glauben. Die jungen Demonstranten in Bagdad suchen nach einer echten Bestimmung als Menschen und nach einer Alternative.“ Persönlich ergänzt er: „Wir fürchten uns nicht. Wir haben Hoffnung, weil wir unsere christliche Tradition haben, unsere Gebete und Freunde in der Welt. Wir wollen Botschafter der Hoffnung sein.“
Vor über 2000 Jahren ist in der Nähe von Erzbischof Michael Najeeb der geboren, dem er sein Leben und seinen Dienst geweiht hat: Jesus. In einem orientalischen Land unter fremder Besatzung, mit rücksichtslosen religiösen Führern und einer Bevölkerung, die sehnsüchtig auf einen Retter wartet. Seine Botschaft der Hoffnung, Versöhnung und des Friedens ist nach wie vor aktuell. Auch für die Menschen im Irak.
David Müller, Politische Fürsprecher für Religionsfreiheit im Irak ojcos-stiftung
Mitglied im Arbeitskreis Politik und im Arbeitskreis Religionsfreiheit der Evangelischen Allianz in Deutschland
David Müller (li.) im Gespräch mit dem irakischen Erzbischof Michael Najeeb (re.)
Tag 14
Gott liebt kleine Anfänge
Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“
Der Herr ruft einzelne Menschen Gott ruft einzelne Menschen. Männer und Frauen, um mit ihnen sein Reich zu bauen. Er ist immer am einzelnen Menschen interessiert. Unsere eigene Geschichte ist eine Fortsetzung dessen, was sich wie ein roter Faden durch die Bibel zieht, nämlich die Geschichte Gottes mit dem Menschen – mit dir und mit mir! Gott ruft Menschen zu sich, damit sie bei ihm sein sollen (Markus 4,16). Aus der Kraft dieser Gemeinschaft können wir überall dort wirken, wo Gott uns hingestellt hat. Lassen wir uns von ihm rufen und nicht selbst entmutigen, indem wir uns fragen: „Was kann ich allein schon tun?“
Alles Große hat einmal klein angefangen
Gottes Erlösungswerk fängt klein in einem Stall an: mit einem Baby in einer Futterkrippe. Jesus ermutigt uns, klein anzufangen. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Wir dürfen in allem, was wir versuchen, klein anfangen. Die kleinen Anfänge dürfen wir nicht verachten sondern mit dem beginnen, was da ist. Investiere deine fünf Brote und zwei Fische, das reicht. Gott kann alles vermehren, was du ihm gibst. Sei mutig und probiere aus, was dir auf dem Herzen liegt. Mutige, entschlossene „kleine“ Leute, die mit Gott gemeinsam vorwärts gehen, braucht die Welt! Frag Jesus, was du tun kannst, um Menschen mit ihm in Berührung zu bringen, Menschen zu dienen und sein Reich zu bauen.
Gott ist der Handelnde
Wichtig ist, dass wir uns immer wieder daran erinnern, dass alles, was wir für das Reich Gottes tun, letztlich von Gott abhängt. Wir können es nicht „machen“, dass Kirchen und Gemeinden wachsen. Wir können uns zwar mit unseren Talenten und Fähigkeiten einsetzen für sein Reich und ihn bitten, die Saat aufgehen zu lassen. Schließlich gilt aber: „Wenn der Herr das Haus nicht baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut.“ (Psalm 127,1) Es braucht Zeit, ein Haus zu bauen, Ernte reifen zu lassen und jeder Wald beginnt mit dem ersten Baum. Alles muss erst wachsen, bevor es Frucht bringt. Alles beginnt mit dem ersten Schritt: „Gott ist das Wichtige. Er schenkt das Wachstum“ (nach 1. Kor. 3, 7b).
Gesunde Organismen wachsen
In Zeiten von Corona sind viele von uns auf der Suche nach neuen Methoden und Möglichkeiten der Evangelisierung. Wir überlegen, welche Schritte notwendig sind, um unsere Verkündigung und unser Bemühen im Kleinen und im Großen fruchtbar werden zu lassen. Und wir überlegen auch, was das Wachstum behindern kann. Denn es gilt der Grundsatz: Gesunde Organismen wachsen. Das können wir überall in der Natur sehen. Aber wir brauchen Geduld. Eine Pflanze wächst nicht schneller, wenn man an ihr zieht. So gilt: Wir säen aus, aber der Herr muss wachsen lassen. Im Gleichnis vom Senfkorn (vgl. Mk 4,31-32), wird uns eine „große Versuchung“ deutlich, nämlich die Versuchung der Ungeduld. Sofort den großen Erfolg haben, sofort die großen Zahlen vorweisen. Gott sagt uns liebevoll, dass alles seine Zeit hat und wir die Prozesse der Saat sowie des Wachstums und der Ernte in seine Hände legen dürfen. Lasst uns geduldig mit IHM gemeinsam vorangehen, denn:
„Getrennt von ihm können wir nichts tun.“ (nach Johannes 15,5).
Heike Otparlik, AK Frauen
Tag 15
CGV Gebetsraum: 220 Tage und kein Ende …
CORONA, was ist das denn? So ging es sicher einigen von uns am Jahresanfang 2020. Ja, man hörte, dass da so ein Virus in China sei. Aber wir hier bei uns?
Dann kam das alles auch bei uns an. Quarantäne. Lockdown. Alltagsmasken. Die ganze Palette, die uns mittlerweile sehr vertraut ist. „Lasst uns miteinander täglich um 20:20 Uhr beten“, kam der Ruf der Deutschen Evangelischen Allianz. Unser BFP-Präses schloss sich dem an und betonte das Anliegen stark. Uns in der Christus Gemeinde Velbert, eine Gemeinde mit immerhin 112 Jahren Geschichte, war klar: Wir machen dabei mit!
Ja, wir hatten auf einmal mehr Zeit. Termine fielen aus, Reisen wurden abgesagt. Warum nicht jeden Abend beten? Wie ZOOM-Videokonferenzen funktionieren, hatten wir schnell rausgefunden. 5 Minuten hatte die Allianz empfohlen, daraus wurden schnell 50! Zu Anfang waren wir nicht selten 20 Leute, eine feste Kerngruppe hatte sich schnell gebildet, jüngere Leute und ältere Leute gemeinsam. Die ersten 70 Abende leitete ich selbst, war fast jeden Abend mit dabei. Dann nahmen meine persönlichen Termine wieder zu. Seitdem wird reihum geleitet, jeder, der will, darf das in die Hand nehmen.
Meistens fang wir mit Dank an oder einem kleinen Bibelimpuls, das ist nicht festgelegt. Dann tauschen wir über Gebetsanliegen aus, persönlich, gemeindlich, global – und beten dafür. Jeder kann sich frei beteiligen, kann sein Mikro immer offen haben. Oft waren Anliegen im Zusammenhang mit der Entwicklung der CORONA-Pandemie Thema. Dann ist immer Raum für geistliche Impulse, prophetische Worte und gegenseitige Ermutigung.
Und das geht jetzt (Ende Oktober 2020) schon so seit 220 Tagen und ein Ende ist nicht abzusehen, immer ca 45 Minuten, täglich. Ununterbrochen, nur die Gemeinde-Mitgliederversammlung hatte höhere Priorität. Und die Motivation ist ungebrochen. 10 bis 15 Beter sind nach wie vor an jedem Abend zusammen, die Gemeinschaft ist intensiv, was andere via Videokonferenz nicht behaupten können. Und das ist selbst dann, wenn man nicht kontinuierlich dabei sein kann. Wir erleben das sehr stark. Erst gestern war ich selbst wieder dabei und war von dem Miteinander sehr berührt. Eine Chatgruppe ergänzt das Miteinander in genialer Weise.
„Deutschland betet gemeinsam“ und „Gemeinsam vor Pfingsten“ wurden einfach integriert, zwischenzeitlich gibt es „Präsenzabende“ im Gemeindehaus, die auf Zuruf aber bei Bedarf auf Zoom verlegt werden, wenn CORONA mal wieder Hochkonjunktur hat, wie jetzt gerade.
Ute schreibt regelmäßig Protokoll, so können wir genau sehen, was an Abend 63 oder 175 die Themen waren. Die Liste der Gebetserhörungen und Auswirkungen ist ziemlich lang und erstaunlich. Für mich ist das ein Wunder vor meinen Augen. Dass Gebet in so einer Regelmäßigkeit möglich ist, hatte ich bisher nur „vom Hörensagen“ vernommen, aber selbst noch nie so in der Form erlebt.
Wann das Gebet wieder aufhören wird? Keine Ahnung.
CORONA hat also nicht nur Negatives! Gott sei Dank.
Frank Uphoff, leitender Pastor der CGV
Tag 16
Hinsehen – hinhören – segnen
Es war wieder einmal spät geworden im Büro. Müde fahre ich auf der vierspurigen Straße durch die Stadt mit dem Auto nach Hause. „Nanu, was will die denn?“ Auf dem Fußweg winkt eine Frau zum Anhalten. Ich fahre natürlich weiter. Als Mann – nachts – allein – eine Frau (vielleicht 30-35 Jahre). Geht gar nicht! An der nächsten roten Ampel werde ich unruhig. Was ist, wenn sie wirklich Hilfe benötigt? Und was ist, wenn jemand anhalten würde, der andere Absichten hat als zu helfen. Kurze Rückfrage „Herr, was willst du? Habe ich hier einen Auftrag von dir?“ – Okay, ich drehe um und fahre die Straße erneut ab. Sie steht noch immer da und winkt. Ich halte an. Sie ist ebenso unsicher, bleibt auf Abstand. Ab ich sie nach Hause fahren könnte, nur wenige Kilometer. Sie hat sich den Fuß verletzt, kann nicht mehr auftreten – und kein Handy dabei. Etwas unsicher setzt sie sich nach hinten ins Auto. Dann höre ich den inneren Impuls „Jetzt hast du wenige Minuten Zeit, um mit ihr über den Glauben zu reden!“ Sie selbst schlägt die Brücke: Woher ich komme würde. Büro? Wo ich denn arbeiten würde? „Evangelischer…“ Ich frage zurück: „Gehören Sie einer Kirche an oder hatten schon einmal Kontakt zu einer Kirche?“ – „Nein, noch nie!“ – Pause. „Aber es gibt den lieben Gott. Ich weiß das. Ich habe ihn schon erlebt / gespürt. Ja, den lieben Gott, den gibt es!“ Wir reden also über den Glauben. Sie hört zu, erzählt ein wenig von sich. Als wir in ihre Straße einbiegen, laufen bei ihr die Tränen. „Darf ich für Sie beten?“ Sie nimmt das Angebot sehr gern an. Es ist vermutlich das erste Mal in ihrem Leben, das jemand für sie betet. Ich empfehle ihr eine Kontaktaufnahme zu einer christlichen Gemeinde, einfach mal einen Gottesdienst besuchen. Ob sie es getan hat, weiß ich nicht. Ich habe nichts mehr von ihr gehört. – Später wird mir bewusst, dass in ihrer Straße eine Kirchengemeinde ist, nur wenige hundert Meter entfernt. Mit einem Pfarrer, der seit Jahren eine gute, missionarische Arbeit macht. Doch sie sind noch nie aufeinandergetroffen; wissen nichts voneinander. Manchmal sind Menschen in unserer Nähe, die Gott suchen, aber niemanden kennen, der ihnen den Weg zu ihm zeigen könnte. Vielleicht müssen wir einfach nur mit offeneren Augen durch die Straßen gehen, hinsehen und auf Jesus hören. Das schlichte Angebot, für jemanden zu beten und ihn / sie zu segnen, kann neue Wege öffnen.
Frank Spatz, Gnadauer Verband
Tag 17
Wir kommen am Heiligabend zu Ihnen!
Unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ haben Christen aus Neumarkt (Oberpfalz) eine Aktion zu Heiligabend ins Leben gerufen, die in den vergangenen Jahren großen Zuspruch fand. Es wurden Menschen angesprochen, die ansonsten diesen so wichtigen Abend traurig und einsam zuhause verbringen müssten. Diese waren eingeladen, einen schönen Nachmittag und Abend in großer Gemeinschaft zu erleben. Und viele kamen, feierten und sangen mit uns, erlebten Gemeinschaft und erlebten ein Stück dieses Wunders von Weihnachten.
Für viele Menschen ist der Heiligabend tatsächlich der traurigste Tag im Jahr, zum Beispiel weil sie keine Angehörigen haben, die zu Besuch kommen oder weil der Ehepartner bereits gestorben ist. Auch haben viele sich schon von Kirche und Glauben abgewandt, aus Enttäuschung, wegen Schicksalsschlägen oder anderen Gründen. Für diese Menschen ist die Erfahrung des Heiligabends bitte, wenn man dieses Weihnachtswunder nicht erleben kann.
Ich werde sie nie vergessen, die Tränen voller Dankbarkeit und die Umarmungen am Ende unserer gemeinsamen Heiligabende. Die Arbeit all der vielen Helfer, die Spenden der Unterstützer, die wunderbaren Kuchen und köstlichen Speisen sowie die Beiträge der Pastoren und Musiker und die vielen Vorbereitungen – alles hat sich gelohnt. Wir durften mit Menschen Heiligabend feiern und ihnen die Frohe Botschaft verkündigen “Christ der Retter ist da!”
In diesem Jahr wollte uns doch tatsächlich diese Pandemie einen Strich durch die Rechnung machen! “Ihr dürft nicht zusammenkommen”, so schrie sie es förmlich ins gesamte Land. Weihnachten sollte für diese Menschen in diesem Jahr tatsächlich wieder in Einsamkeit stattfinden? Das darf nicht sein!
Also haben wir uns als GAE entschlossen: Wenn die Menschen schon nicht zu uns kommen dürfen, dann kommen wir eben zu ihnen! Einige Telefonate später stand fest: Wir werden am Heiligabend direkt in die Wohnzimmer der Menschen kommen! Mit Hilfe unseres lokalen Fernsehteams wird die Sendung “ Gemeinsam statt einsam ” aufgezeichnet, die dann um die beste aller Sendezeiten am 24. Dezember von 18 – 19 Uhr ausgestrahlt wird. Die Ausstrahlung findet über Franken Fernsehen statt und ist damit in ganz Nordbayern und sogar darüber hinaus zu empfangen. Damit können wir nicht “nur” wie bisher etwa 150 Menschen erreichen, diesmal werden es laut Mediadaten mehr als 150.000 sein!
Die Vorbereitungen für die Aufzeichnungen laufen schon, es wird eine besinnliche Stunde mit Musik, Geschichten und Andachten am Heiligabend werden. Und aufgrund der aktuellen Situation werden in diesem Jahr voraussichtlich noch viel mehr Menschen als bisher ein einsames Weihnachten erleben müssen. Wir sind froh, dass wir mit unserer Aktion ein Zeichen setzen können, gerade in schwierigen Zeiten Menschen mit der Frohen Botschaft des Evangeliums zu erreichen. Dieses ist schließlich unsere Aufgabe als GAE – Gesellschaft zur Ausbreitung des Evangeliums!
Bill Holler, GAE
Tag 18
„Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66,13)
Es ist lange her, aber jedes ihrer Gebete begann mit den Worten „Heilige Majestät!“. Hier und da hörte ich Gebete dieser alten Dame in der Gemeinde, in der ich aufwuchs. Mit diesen beiden Worten redete sie ihren Gott an. Merkwürdig – warum erinnere ich das bis heute? Vielleicht, weil eine Mischung aus ehrfürchtigem Erschaudern und himmlischer Gänsehaut mitschwang. In unserer demokratiegeprägten Gesellschaft und ihrer Sprache kommen „heilige Majestäten“ nicht mehr vor.
„Heilige Majestät!“ Hatte die alte Dame nicht doch recht? Von Gott reden, mit Gott reden – darf, ja muss es nicht um Gottes willen majestätisch sein? Haben wir es nicht mit dem Allmächtigen, dem Herrn der Heerscharen, zu tun?
Jahre später. Ich war in Jerusalem. Nirgendwo auf dieser Welt kann man die unterschiedlichsten Konfessionen so auf engstem Raum erleben, wie auf einem Quadratkilometer Jerusalemer Altstadt. Ich besuchte eine armenische Messe, verstand zwar kaum etwas, wollte aber die Atmosphäre miterleben. Der ganze Gottesdienst wurde stehend oder knieend gefeiert. Mit einem Mal kam ein Mann auf mich zu und bedeutet mir, dass ich die Hand aus der Hosentasche nehmen soll. Was ich bewusst gar nicht bemerkt und registriert hatte, eine Geste der Lässigkeit, war für ihn eine Ehrverletzung der „Heiligen Majestät!“. So steht man nicht vor dem Allmächtigen.
Mit diesen Gedanken lese ich Jesaja 66. Hier ist von Geburten, von schreienden Babys, von Muttermilch und Saugen an der Mutterbrust die Rede, von Babys, die auf den Knien und der Hüfte geschaukelt werden und von ihrer Mutter liebkost werden. Diese Bilder sind schön, sind Alltag pur, ich habe ichweißnichtwieviele Beispiele vor Augen. Schließlich haben meine Frau und ich sechs Kinder großgezogen und innerhalb der letzten 14 Jahre sind wir sechzehnmal Großeltern von solchen süßen Kleinen geworden, die Jesaja 66 so alltagsnah beschreibt.
Nur, die Intention von Jesaja 66 ist nicht, Familienalltag zu beschreiben oder Erziehungsratschläge zu geben. Hier wird Gott selbst beschrieben. Dass seinen Hunger und seine Angst herausschreiende Baby, das bin ich, das sind wir Menschen, die von Milch überfließende Brust, die ihr Kind stillende, liebkosende und tröstende Mutter – das ist Gott.
Ich will die „Heilige Majestät!“ nicht gegen den, der „wie eine Mutter tröstet“, ausspielen. Beide Bilder sind in der Bibel verortet. Aber: Je majestätischer, desto distanzierter ist ER, je mütterlicher, desto näher kommt ER mir, desto mehr suche ich IHN im Alltag. An Weihnachten feiern wir, dass ER uns ganz nahegekommen ist.
Ekkehart Vetter, Erster Vorsitzender der Evangelischen Allianz in Deutschland
Tag 19
Soziale Medien in Laos
Der Theravada-Buddhismus ist die größte Religion in Laos, die von 66% der Bevölkerung praktiziert wird. Laos hat eine Bevölkerung von etwas über 6 Millionen auf einer Fläche von 36.800 km2. (Wikipedia) In diesem armen, unterentwickelten sozialistischen Land spielen die sozialen Medien eine enorm wichtige Rolle. Diese kann man auch gut für Mission nutzen. Allerdings werden von der Regierung Nachrichten in Radio und Fernsehen streng kontrolliert, aber man weiß auch, dass Internet als soziale Medien eine zuverlässige Informationsquelle ist und daher sehr geschätzt wird.
Eine christliche Initiative in Laos bestätigte unlängst, dass die Reaktion auf die Facebook Webseite, die im vergangenen Jahr gestartet wurde, überwältigend sei. Über 55.000 Menschen, meist junge Leute und viele von ihnen aus buddhistischem oder animistischem Hintergrund, lesen die christliche Botschaft regelmäßig. Im vergangenen Jahr bekannten sich 1.500 Menschen in 12 Provinzen zu ihrem Glauben an Christus, was zur Gründung von 17 neuen Hauskirchen und kleinen Gemeinden führte.
Der Arbeitskreis für Religionsfreiheit-Menschenrechte–Verfolgte Christen kurz AKREF genannt, ist bei der EAD angegliedert und erfasst und informiert über Ereignisse vieler Länder. Grade dort, wo Christen um ihres Glaubens Willen unterdrückt leben. Durch neueste Informationen können wir gezielt für die Christen auf der ganzen Welt beten.
Ulrike Nyboer, AKREF
Tag 20
Überraschung!
Es ist so eine Sache mit den Geschenken. Das Papier und die Form können schon manches verraten, aber manchmal sind wir über den Inhalt entweder positiv oder negativ überrascht. Negativ, wenn wir was anderes erhofft oder uns gewünscht haben. Unsere Erwartungen sind nicht erfüllt worden. Das ist selten, aber ab und an meinem Geburtstag oder Weihnachten passiert. Ich freute mich auf ein Geschenk, packte es aus und dachte dann…hm… was soll ich jetzt tun. Meistens konnte ich nicht verbergen, dass es mir nicht wirklich gefällt.
Diese Erfahrungen habe ich auch manches mal mit Veranstaltungen erlebt. Da erwartete ich vielleicht was Besonderes und erlebte eher was „verstaubtes“ oder etwas was mein Herz nicht berührt hat. Dies lag sicherlich nicht immer nur an der Veranstaltung, sondern auch an meinem Herzen, meiner Einstellung und Erwartung.
Auf der anderen Seite gab es Geschenke, da war ich so überrascht und habe mich von Herzen gefreut. Da konnte ich vom Geschenkpapier und der Form nicht wirklich auf den Inhalt schließen. Ich erinnere mich an ein Geschenk, was in einer alten, verbeulten, schon mehrfach benutzen Geschenktüte kam. Der Schenkende hatte meinen Geschmack getroffen oder sich Gedanken gemacht, die mich tief berührt haben.
Und so eine Überraschung hatte ich mit einer Veranstaltung während einer Allianzgebetswoche. Ich war zur Predigt eingeladen. Die Einladung lief etwas holprig ab. Es gab verschiedene E-Mails mit vielen Informationen, Wünschen und Fragen. Es ging hin und her. Dann konnten wir uns auf einen Termin, Thema und Ort einigen. Die Predigt sollte in einer bestimmten Gemeinde stattfinden. Und so öffnete ich das Internet und fand eine starre, nicht „uptodate“ Homepage. Hm…dachte ich, dass kann ja was werden. So fuhr ich an einem regnerischen, kalten Januartag zur Gemeinde und betete, dass ich offen sein wollte für Gottes Handeln. Als ich dann vor der Gemeinde parkte, sah ich wenige Autos und dachte zu mir: Herr, auch wenn nur 2 oder 3 da sind, will ich dein Werkzeug sein. Aber Begeisterung sah anders aus.
Ich ging in die kleine Kirche hinein und zu meiner Überraschung was sie voller Menschen aller Generationen (die meisten waren zu Fuß gekommen). Die Weihnachtsdeko war noch da – geschmackvoll und liebevoll gestaltet. Die Begrüßung war herzlich, die Musik ging ins Herz und die Besucher waren aufmerksame Zuhörer, eifrige Beter und herzlich im Umgang. Es war eine Wohltat dort zu sein und Freude über die Allianz-Gebetswoche erfüllte mein Herz. Ich erlebte ein Allianzteam, dass sich ergänzte, liebevoll miteinander umging und wertschätzte – gelebte Einheit. Es war so erfrischend, so überraschend und hat mir wieder einmal gezeigt, wie lebendig und wunderbar die Evangelische Allianz ist.
Ich wünsche Ihnen und mir mehr solcher Überraschungen!
Daniela Knauz, Leiterin der Referate Frauen und Ältere Generationen im Bund Freier evangelische Gemeinden.
P.S. Und ich habe mich gefreut, dass das „Geschenkpapier“ (Einladung, Homepage) schlechter war als das Geschenk. Und sie haben mir versichert in Zukunft auch das „Geschenkpapier“ zu verbessern.
Tag 21
Offen für Neues
„Macht die Türen auf, macht die Türen auf“, singt der Zweijährige nicht ganz korrekt ein modernes Adventslied und tänzelt dabei hopsend durch die Wohnung von Tür zu Tür. Vielleicht hat er nicht ganz verstanden, worum es in dem Lied wirklich geht. Aber er hat Freude daran, sein Herz ist offen, aufnahmebereit für Neues. Zur gleichen Szene gehören Erwachsene, die ihm zurufen: „Mach die Tür zu, es ist kalt!“, was ihn nicht besonders stört. Ich muss lächeln. Ist es nicht im Leben auch so? Die einen können sich gut auf Neues einlassen und haben Freude daran. Dann gibt es immer auch die anderen, die wissen, was daran riskant sein könnte. Ich frage mich, zu welcher Gruppe ich gehöre und wie man das richtig unterscheiden kann. Einerseits ist es ja wahr: Wer für alles offen ist, der kann nicht ganz dicht sein und nicht auf alles, was das Leben bietet, muss man sich einlassen. Andererseits lehrt mich der hüpfende Knirps, wie man das Leben täglich neu entdecken und feiern kann. Ich schaue dankbar zurück auf viele Begegnungen im vergangenen Jahr, bei denen ich mich auf neue Menschen, neue Gemeinden, andere Frömmigkeitsstile eingelassen habe. Der Glaube an Jesus hat uns trotz mancher Unterschiede verbunden. Offene Herzen sind ein besonderer Reichtum. Ich habe von der Offenheit anderer profitiert, das war so schön! Jetzt ist es wieder an der Zeit, diese Lieder zu singen. Nicht nur die neuen, auch die alten. Ich liebe es, wenn wir in meiner Gemeinde im Gottesdienst „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ anstimmen. Irgendwie hat es was von dem, was schon der Psalmist empfand. Ich stelle mir vor, wie er den Weg zum Tempel hinauf geht und sich auf den Gottesdienst freut. Dann haben die Pilger diesen Psalm gesungen (Psalm 24,7): „Öffnet euch, ihr ehrwürdigen Tore und ihr uralten Türen, damit der König der Herrlichkeit einziehen kann.“ Damals ist man weit gewandert, um Gott in den schönen Gottesdiensten im Tempel zu begegnen. Wir glauben, dass wir Gott überall erfahren können. Bei uns kommt es darauf an, dass wir Gott die Herzenstür aufmachen. Diese Frage stellen die Adventslieder mir persönlich: Darf Gott wirklich bei mir einziehen, bei mir wohnen – so eng? Für ihn offen zu sein, verändert die Perspektive auf mein Leben. Wenn der Herr der Herrlichkeit, der König aller Könige an meiner Seite ist, muss ich nicht ängstlich sein. Manches wird dann unwichtig und anderes kann ich fröhlich anpacken und durchziehen. Mit ihm zu leben, das macht mich auch offen für andere Menschen. Wie viel von dem, was wir in diesen Tagen singen, werden wir wirklich umsetzen?
Margitta Rosenbaum, Mitglied Konferenzausschuss und AK Frauen
Tag 22
Ich glaube, hilf meinem Unglauben!
Heute kommt der Adventskalender-Gruß aus dem Evangelischen Allianzhaus Bad Blankenburg.
Ich freue mich, dass Sie dieses virtuelle Türchen geöffnet haben und möchte Sie gern daran teilhaben lassen, was uns hier im Gästehaus und Tagungszentrum Bad Blankenburg, das gleichzeitig die Hauptgeschäftsstelle der EAD bildet, bewegt.
Wie überall, ist auch bei uns das Corona-Thema täglich präsent.
Nach dem ersten Lockdown waren unsere Gästehausbelegung und die Besucherzahlen vom Allianzhaus-Café erfreulich schnell wieder angestiegen und wir haben uns über jeden Gast gefreut, der im Sommer und Herbst zu uns gefunden hat. Auch die Planung der Freizeitenprogramms für 2021 sind wir mutig angegangen. Dass wir nun aber seit Anfang November wieder nur einige wenige Berufspendler und Dienstreisende beherbergen dürfen, stimmt uns traurig. Bei allem Nachdenken und Bewerten kommt mir immer wieder die Jahreslosung in den Sinn:
„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Wie der Vater in der Geschichte in Markus 9 in seiner persönlichen Not zu Jesus kommt, so dürfen auch wir in der Notsituation von Corona – in unseren lebenseigenen Notsituationen immer wieder um Hilfe bitten und rufen: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
Das darf uns miteinander Mut machen, dass unser HERR uns durch diese Krise tragen wird! Jesus trägt unsere Unsicherheiten, diese Spannung zwischen Glauben und Unglauben.
Wir sind täglich neu aufgefordert, das Vertrauen in das Sichtbarwerden der Führung und Gegenwart unseres HERRN zu wagen. Dass gilt in wirtschaftlichen und geistlichen Belangen. Wir sind sehr dankbar, Gottes Fürsorge auch darin zu erleben, dass Freunde des Evangelischen Allianzhauses für uns beten und dass wir immer wieder auch Zuwendung durch Spenden erhalten. Das macht Mut und bestärkt uns immer wieder neu Vertrauen zu wagen trotz schlechter Nachrichten und schwieriger Umstände.
Auch wenn die Adventzeit, das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel in diesem Jahr sicherlich anders erlebt werden, als in den zurückliegenden Jahren – gibt es etwas, das sich nicht verändert, nämlich der Grund, weshalb wir Weihnachten feiern: Jesus Christus – der Retter ist da! Grund zur Freude!
Lassen Sie sich durch nichts diesen Grund nehmen! Lassen Sie sich bereits heute von dieser Festfreude anstecken!
Gabriele Fischer-Schlüter, Leiterin Evangelisches Allianzhaus
Tag 23
(K)ein Raum in der Herberge!?
Der Weg von Nazareth nach Bethlehem in Judäa war eigentlich schon eine unmögliche Zumutung für die hochschwangere Maria. Knapp 160 km. Mindestens 4 Tage dauerte die beschwerliche Reise. Und dann finden sie und ihr Verlobter Josef am Zielort kein Hotel, kein privates Quartier. Nur einen Platz in einem Stall (das schließen wir daraus, dass Maria ihr neugeborenes Baby in eine Futterkrippe legte…). Wenn man sich in ihre Lage hineindenkt, könnte man ziemlich wütend werden. Was fällt den Bewohnern und Wirten in Bethlehem bloß ein, die Tür und das Herz vor Menschen in Not zu verschließen?
Kein Wunder, dass es mehrfach vorgekommen ist, dass Kinder beim Krippenspiel die Rolle des Herbergswirt nicht durchgehalten haben und bei der Aufführung Josef und Maria das eigene Zimmer angeboten haben: „Ich kann ja im Stall übernachten…“
Diese Kinder haben Gottes Vorbild verstanden. Bei Ihm gibt es für jeden Platz. Jesus schickt seine Einladung an die Hecken und Zäune – also an die, die bei vielen von uns ebenfalls verschlossene Türen vorfänden. Ganz egal, wie verloren wir sind – Gott kommt in Jesus zu uns, lädt uns ein und nimmt uns an und bei sich auf.
Sein Haus hat off‘ne Türen,
Er ruft uns in Geduld,
will jeden zu sich führen,
auch den mit Not und Schuld.
Komm, sag es allen weiter,
ruf es in jedes Haus hinein!
Komm, sag es allen weiter:
Gott selber lädt uns ein.
(Text: Friedrich Walz; Rechte: Gustav Bosse Verlag, Kassel)
Andreas Wenzel, Geschäftsführer Word of Life Europe e.V.
Tag 24
Gott wirkt inmitten unserer zerbrochenen Vorstellungen!
Eine völlig andere Vorstellung von Ehe hatte Josef. Mitten in der Verlobungszeit findet er seine zukünftige Frau schwanger vor – und weiß, das ist nicht sein Kind. Seine Vorstellungen von Liebe und Treue sind erst einmal zerbrochen. Aber Gott erscheint ihm im Traum und erklärt, dass dieses Kind vom heiligen Geist ist und alles gut wird. Da nimmt er Maria zu sich, ein paar Monate eher, als er sich vorgestellt hatte.
Eine völlig andere Vorstellung von der Geburt ihres ersten Kindes unter normalen Umständen hatte Maria. Diese verflogen im Sturm der Realität. In Bethlehem, wo Josefs Verwandtschaft wohnte, kam es noch schlimmer. Ein Platz im Stall ist gerade gut genug für den Retter der Welt.
Eine völlig andere Vorstellung von Gott hatten die Hirten auf dem Feld. Sie hörten von der religiösen Elite, dass sie von Gott wegen ihrer Sünde und ihres nicht politisch korrekten Alltags nichts zu erwarten hätten. Aber der Engel durchbricht ihr Bild eines Gottes, der den gelehrten Oberen vorbehalten ist, kommt in ihre hoffnungslose Nacht und erleuchtet sie als Erste.
Eine völlig andere Vorstellung vom Jahr 2020 hatten wir alle. Wir glaubten, das Leben ginge mit allen Plänen, Herausforderungen und Möglichkeiten immer so weiter. Wir glaubten, wir könnten Ostern in die Kirche gehen, in den Urlaub fahren, unsere gebuchten Flugreisen antreten. Wir glaubten, unsere Kinder könnten bis zu den Ferien Unterricht haben und die Abiturienten könnten ihr Abitur feiern.
Wir glaubten, man würde sich beim Einkaufen erkennen und nicht in großem Abstand aneinander vorbeilaufen und auf die Produkte starren in der Hoffnung, dass unsere beschlagene Brille uns nicht danebengreifen lässt und wir glaubten schon gar nicht, wir müssten vor den Geschäften Schlange stehen wie früher zu DDR – Zeiten, als es Bananen gab.
Wir glaubten, man würde Gottesdienste als Letztes verbieten und der Gesang zur Ehre Gottes würde nicht verstummen. Wir glaubten, wir könnten unsere Freunde treffen.
Wir glaubten, unsere Großeltern im Altersheim besuchen und beim Sterben ihre Hand halten zu können und nicht dabei durch Glasscheiben zusehen zu müssen oder gar keinen Zutritt zu haben.
Wir glaubten so Vieles. Aber unsere Vorstellungen sind einfach zerbrochen.
Erst im Nachhinein – konnte Josef begreifen, zu welch verantwortungsvoller Aufgabe ihn Gott erwählt hatte, irdischer Vater des Herrn dieser Welt zu sein.
Erst im Nachhinein – konnten Maria und Josef nachvollziehen, mit welcher Weisheit Gott sie durch die Flucht nach Ägypten vor dem wahnsinnigen Herodes bewahrt hatte.
Erst im Nachhinein – durchschauen wir die Weisheit Gottes, die sich den Hirten zeigt, die nie damit gerechnet hätten, die Ersten an der Krippe zu sein.
Erst im Nachhinein – verstehen wir, weshalb die Weisen aus dem Morgenland ihre Begegnung mit der Heiligen Familie nicht in Facebook gepostet haben.
Erst im Nachhinein – werden wir verstehen, dass Corona uns bei aller Not auch aus unseren vollen Terminkalendern heraus in die Ruhe gezwungen hat, damit wir wieder mehr aus dem Tun ins Sein kommen.
Erst im Nachhinein – werden wir verstehen, dass Gott auch inmitten unserer zerbrochenen Vorstellungen vom Jahr 2020 da war und gewirkt hat.
Michael Eggert, Vorsitzender Konferenzausschuss